Open Management – Herausforderung für innovative Unternehmen

Über eine Milliarde Menschen besuchen monatlich die Website von Facebook. Sicherlich in gleicher Intensität werden andere Social Media Websites verwendet. Ca. 30 Prozent der Weltbevölkerung arbeiten, spielen oder kommunizieren Monat für Monat durch oder mit diesen jüngeren digitalen Medien. Der überwiegende Teil dieser Angebote war vor 10 Jahren noch nicht  im Internet zu sehen. Oft steht nicht der sofortige Nutzen der User im Vordergrund, sondern vielmehr die Verbindungen der Nutzer, also die Zugehörigkeit zur jeweiligen Community. Über zwei Milliarden Menschen sind vernetzt und mit neuen sozialen Profilen bzw. Konsumverhaltensweisen im WWW aktiv. Hat die Betriebswirtschaftslehre darauf reagiert? Genauer gefragt, ist eine Überarbeitung der Management-Kultur wahrnehmbar oder ist möglicherweise eine neue Management-Disziplin zur Führung von beteiligten Unternehmen in diesen Märkten entstanden?

Wird diese gesellschaftliche und insbesondere wirtschaftliche Entwicklung präziser betrachtet, sind bestimmt eine größere Anzahl von Unternehmen dieser enormen Anzahl von Menschen gefolgt und haben darauf mit angepassten Führungsmethoden und Unternehmensstrukturen reagiert. Auch sind die strategischen Ziele der Unternehmen darauf hin überarbeitet worden. Dennoch lassen sich drei Probleme weiterhin herausarbeiten, die nur die wenigsten Unternehmen erkannt und bis heute in Veränderungen ihrer Management-Methoden umgesetzt haben.

Drei Herausforderungen des Managements

In den letzten 10 Jahren wurden die Konsumenten zu einer gut organisierten Einheit, die weltumspannend Produkte beurteilt, empfiehlt und auch ablehnt. Zum Beispiel per Twitter oder Facebook wird kommuniziert, dadurch sind Produkte in wenigen Stunden IN oder OUT. Die Zeiteinheit Tag oder Woche existiert in diesem Prozess nicht mehr. Diese Machtposition haben die Käufer gelernt und dehnen nun ihre Forderung nach Beteiligung an den Entstehungsprozessen der Produkte und Dienstleistungen aus. Früher wurden die Produkte in einer kleinen, feinen Kaste von F & E Tüftlern im Unternehmen entwickelt. Der Kunde konnte froh sein, wenn er während der Reklamation, also nach der Benutzung, gehört wurde. Diese Zeiten sind vorbei! Heute überwiegt die Macht der Konsumenten. Unternehmen werden gezwungen den Konsumenten vor der ersten Produktidee zu fragen, tun sie es, so können sie vielleicht die Bedürfnisse treffen und dürfen verkaufen. Ignorieren sie diese Zusammenhänge, ist die Kundenbindung und damit die Kundenakzeptanz zu Ende. Sogar Oligopole werden so von den Konsumenten angegriffen. Sie brauchen Beispiele für die Entwicklung dieser konsumentenaversen Verhaltensweisen ganzer Branchen? Wir nennen nur drei Branchen: Automobil-Branche, Zeitungsverlage, stationärer Handel. Es geht also um die Frage, gibt es ein Management der offenen Umgebung der Unternehmen. Wer versteht es am besten die bipolaren Strukturen der externen und internen ungleichen Kräfte zu managen.

Vor ca. 20 Jahren haben im IT-Sektor Unternehmen begonnen ihre Software-Produkte in Communitys zu entwickeln. Diese lizenzfreien, kollektiven Entwicklungen sind heute der dominierende Standard dieses Marktes. IT-Unternehmen haben es vorgemacht, andere Branchen folgen dieser Entwicklung. Heute sind über siebenhunderttausend Projekte und Unternehmen in den Märkten der Open Source Communitys auf der Welt tätig. Ein Ende oder eine Verlangsamung des Wachstums dieser Nutzung und Vermarktung der kollektiven Intelligenz ist nicht erkennbar. Wesentliche Märkte unserer Gesellschaft richten sich zunehmend an diesen Gedanken aus. Mit den klassischen Führungsmethoden und Kommunikationsformen der Unternehmen gegenüber ihren Lieferanten hat diese Entwicklung nicht mehr viel gemeinsam. Es sind neue Formen des Eigentums, der Gewinnverteilung sowie Einflussnahme entstanden. Die Crowd hat mehr Macht als ein gut gedrillter Protagonist des Kapitalismus alter Schule bzw. sein zentralistischer, hierarchischer Ansatz der Führung und Kommunikation. Wer diese Kraft der Crowds in seine Management-Entscheidungen integrieren kann, gehört zu den Gewinnern dieser Entwicklung.

Sind diese Entwicklungen eigentlich an großen Teilen der Unternehmens-Dienstleister vorbei gegangen? Nein, auch hier ist das gleiche Bild wie in den vorangegangenen Absätzen. Täglich nimmt die Anzahl der Unternehmensdienstleister zu, die diese Entwicklung mit entsprechenden innovativen Produkten begleiten. Sie haben erkannt, dass das Management sowie die Unternehmen neue Hilfestellungen brauchen. Sie finden diese Unternehmen in den neuen Teilmärkten der kollektiven Intelligenz, der Open Source Communitys, der Open Innovation-Portale oder der Crowdsourcing-Portale. Aber es sind noch bestimmt weitere neue Teilmärkte und Partner des Open Managements zu nennen. Die oben beschriebene Entwicklung führt hin zu einer neuen Management-Kultur, die wir als Open Management bezeichnen.

Open Management

Wir bezeichnen als Open Management die Führungsmethoden der Integration der Informationen aus Social Medias sowie der externen Ergebnisse der kollektiven Intelligenz in Unternehmen. Dieser Begriff reflektiert und beinhaltet auch die Veränderung der Märkte, der Unternehmen somit des Managements durch die Stärke der Social Media sowie der kollektiven Intelligenz. Es ist nicht als eine umfassende geschlossene Management-Kultur zu verstehen. Vielmehr stellt es einen Begriff dar, der durch die Inhalte und Beiträge der kollektiven Intelligenz gefüllt werden muss.

Innerhalb der 4. kollektiven Intelligenz Eventwoche, 28.1. – 1.2.2013, werden 12 herausragende Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen der oben beschriebenen Märkte diesen Begriff mit Inhalten aus der Theorie sowie der Praxis füllen. Beteiligen Sie sich auch an der inhaltlichen Bestimmung, nehmen Sie an der kollektiven Intelligenz Eventwoche teil.

Wolfhart Hildebrandt

Netbaes

11.1.2013